SPD fordert Pflicht zur Transparenz von Internet-Algorithmen
BERLIN. Die Vorsitzende der SPD, Saskia Esken, hat sich für europäische Regelungen zu mehr Transparenz bei Algorithmen im Internet ausgesprochen. „Die sozialen Netzwerke bilden wichtige Teil-Öffentlichkeiten für Information und Meinungsbildung“, sagte Esken dem Handelsblatt. Sie hätten daher eine „große Verantwortung“ für Meinungsfreiheit, Pluralität und Ausgewogenheit. „Eine demokratische Gesellschaft braucht deshalb unter anderem Transparenz zur Funktionsweise der Algorithmen, wie sie derzeit auch auf europäischer Ebene für den Digital Services Act verhandelt wird“, betonte die SPD-Chefin.
Mit dem „Digital Services Act“ will die EU-Kommission die großen Onlineplattformen stärker regulieren. Die Pläne sehen etwa vor, dass die sozialen Netzwerke relevante Parameter der Entscheidungsalgorithmen, die zum Anbieten von Inhalten auf der Plattform verwendet werden, offenlegen müssen. Deutschland hat jüngst erst eigene Regeln beschlossen. So haben Forscher einen Anspruch auf Zugang zu Daten über die Wirkung von Algorithmen, die die tägliche Nachrichtenzufuhr bei Facebook, Instagram oder Tiktok sortieren.
Die schleswig-holsteinische Datenschutzbeauftragte Marit Hansen hält es für „sehr wichtig“, dass die Wirkung von Algorithmen bekannt sei und ihre Ergebnisse nachvollzogen werden können. „Besonders relevant ist dies bei den Internet-Giganten, denn fast jeder ist von deren Datenverarbeitung betroffen“, sagte Hansen dem Handelsblatt. Das bedeute aber nicht zwangsläufig eine Offenlegung des Codes. Auch ein schrittweises Nachvollziehen der Funktionsweise von neuralen Netzen, etwa bei einer Bilderkennung, wäre für Menschen zu aufwendig und wenig verständlich. „Aber dennoch muss über die Wirkung, die Risiken und die getroffenen Gegenmaßnahmen des algorithmischen Systems geeignet informiert werden“.